Abenteuerland

Vorwort

Ich werde hier einfach meine tollsten Erlebnisse aus meiner Kindheit und Jugend erzählen. Die Schulferien waren dabei jeweils sehr wichtig, weil ich in ihnen immer zu meiner Oma in ein Dorf fuhr und dort viele tolle Dinge erleben durfte. Meine beiden Freunde, die ihr dabei kennen lernen könnt, wohnen leider nicht mehr in dem Dorf. Der eine ist in die alten Länder gezogen und der andere wohnt noch in der Nähe und wir telefonieren noch des öfteren.

Eigentlich schreibe ich das jedoch auf, um diese Erinnerungen nicht verblassen zu lassen. Hier habe ich gelernt, was echte Freundschaft aus macht und hier habe ich Abenteuer erlebt, die ich sonst hätte nirgends erleben dürfen. Die einzelnen kleinen Geschichten sollen jedoch auch zeigen, dass ich meinen Großeltern unheimlich viel verdanken kann und das meine Ellys sicherlich ohne sie dicke Probleme bekommen hätten.

Für mich ist es bis heute das Abenteuerland und Paradies geblieben. Leider zieht es mich viel zu selten dort hin, doch gute Vorsätze sind gefasst und so möchte ich wieder öfter diese kleine Reise antreten.



Das neue Hauptquartier

Es war wieder so weit. Meine Ferien waren angebrochen und ich durfte endlich wieder ins Abenteuerland. Das Abenteuerland war eigentlich nichts anderes als das Dorf meiner Großeltern im Brandenburgischen, aber für mich bedeutete es Abenteuer schlechthin. Hier konnten wir Cowboy oder Indianer sein, Peter Pan oder auch Superman. Für uns schien es keine Grenzen zu geben, denn ich hatte alle Freiheiten, die ich in Berlin nicht hatte.

Der Tag begann meist damit, dass wir relativ früh aufstanden um dann eines unserer Abenteuer bestehen zu können. Logisch, nicht jeder Tag gipfelte in etwas total Aufregendes, aber wir wussten immer, wir würden unseren Spaß haben, denn hier war keine Mum, die immer ein Auge auf uns warf. Meine Oma war zwar ziemlich streng, doch das war nicht weiter schlimm, denn wenn wir unsere Stulle weg hatten, schwangen wir uns auf unsere Fahrräder und fuhren zu unserem Hauptquartier.

Ja, wir hatten ein Hauptquartier, was aber nicht annähern so toll war, wie das Baumhaus aus „Die Wilden Kerle“, aber es war unser und es war wirklich kaum von jemanden zu finden. Doch in diesem Jahr war alles anders. Die Bauern hatten die Hecke, in der wir uns immer verschanzten, total kurz gemacht und so mussten wir uns nach etwas Neuem umsehen. Wir suchten den Hof meines Opas ab, doch selbst der Schweinestall war von seiner Größe nicht geeignet, zumal wir dann spätestens beim Abendessen ziemlich unangenehm aufgefallen wären. Man stelle sich nur einmal vor, wenn es dann im Dorf heißen würde, das „die kleinen Stinktiere“ im Anmarsch sind.

Nein, es war einfach nichts Passendes zu finden.

Am zweiten Tag fuhr ich am Abend mit zum großen Landwirtschaftlichen Betrieb, weil mein Opa da eine Maschine abholen wollte. Als wir dorthin fuhren, viel mir die große Scheune auf, die von den Bauern für Stroh und Heu genutzt wurde. Das wäre ein tolles Hauptquartier, denn darin könnte man sich wirklich toll eine Hütte bauen und vor allem würde uns hier niemand vermuten. Selbst die dummen Gänse um meine große Cousine, die eigentlich auch nur ein Jahr älter war als ich, sich aber immer für 10 Jahre älter hielt würden uns hier nicht finden.

Als wir wieder bei meiner Oma angekommen und die Maschine abgeladen war, tobte ich zu meinen beiden Freunden Micha und Chris und erzählte von meiner Idee. Sie fanden das alles auch spannend und so schwangen wir uns auf unsere Mustangs (ja, unsere Fahrräder mutierten schnell einmal ;-) ) und los ging es. Ihr müsst wissen, dass eine große Scheune nicht nur auf jeder Seite je ein großes Tor hat, sondern auch Dacheinstiege. Beide Haupttore waren zu, doch auf der Rückseite war die obere Luke nur angelehnt. So eine Einladung konnten wir uns natürlich nicht entgehen lassen.



Wir kletterten an der Hängevorrichtung für den Lastenaufzug hoch, doch machten wir uns gleich aus, dass wir unter den Büschen eine Leiter verstecken müssten, damit die Kletterpartie nicht so anstrengend wurde. Ich hatte die Ehre, als Erster hinauf klettern zu dürfen. Oben angekommen öffnete ich die Luke und sah vorsichtig in die Scheune. Es war ziemlich dunkel und ich musste aufpassen, wo die dicken Balken waren, damit ich nicht gleich nach unten rauschte. So schlimm konnte das aber nicht werden, da unter mir Heu aufgeschichtet war. Ich winkte den anderen Beiden zu, das sie ebenfalls hoch kommen sollten und balancierte selber auf einem Balken zu einem Querträger. Die Balken waren etwa 3 Meter hoch und es war ein irre geiles Gefühl die Beine in der Luft baumeln zu lassen. Chris war ein kleiner Schisser und es dauerte eine Weile, bis Chris auch Platz genommen hatte. Wir gingen unseren Plan durch und kamen zu dem Schluss, dass unser Hauptquartier etwa in der Mitte eingerichtet werden sollte. Das hatte einen einfachen Grund, denn hier begannen die Strohballen, die wir so verschieben und ausrichten konnten, dass man eine kleine Höhle bekam. Wir machten uns also auf den Weg. Langsam richtete ich mich auf und balancierte circa 5 Meter bis zum nächsten Balkenkreuz.

Die Kreuze wurden jeweils von Balkenpfeilern gestützt. Gerade diese Stütze war jedoch ein Hindernis und ehe ich mich versah, flog ich nach unten. Erschrocken dauerte es nur Sekundenbruchteile bis ich aufschlug und als ich unten angekommen war, musste ich vor Freude total lachen, weil ich ja ins weiche Heu gesegelt war. Die anderen waren ebenfalls erst erschrocken, doch als mich Micha lachen sah flog er auch schon. Das war so cool. Nur Chris tat sich etwas schwer, doch nachdem wir ihm zugeredet hatten und er sicherlich auch nicht als Feigling dastehen wollte flog auch er.

Es war so cool, dass wir uns erstmal auf den Rücken warfen und einfach laut lachten und uns gegenseitig knufften. Nach einer Weile robbten wir uns in Richtung Gang, der sich durch die Scheune zog und suchten nach der perfekten Stelle für unser Quartier. Wir fanden es fast an der hinteren Mauer etwa in der Mitte der Scheune. Schnell flogen die ersten schweren Strohballen weg und wir bahnten uns unseren Weg. Den Zugang versperrten wir mit einem großen Strohhaufen, damit der Eingang nicht zu finden war.

Dann bauten wir uns unsere kleine Hütte. Wir stapelten die Strohballen so, dass die Form ein Iglu ergab. Die kleine Höhle die entstand war so Mega, dass wir uns wie unbesiegbar vorkamen. Hier machten wir den ersten Plan für diesen Sommer. Dieser bestand darin, den Mädchen einen Streich zu spielen.

Aber das kann man in der nächsten Episode lesen...

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